Montag, 5. Dezember 2011

Der verlorene Vater...

Es ist Zeit die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Zeit endlich damit abzuschließen. Was gestern war, kann niemand mehr ändern. Warum sich also noch länger damit quälen? Der Fall wird geschlossen und zu den Akten gelegt, auch wenn er ungelöst bleibt. Nach 22 Jahren habe ich einfach nicht mehr den Willen noch an ein Happy End zu glauben. Warum auch? Ich habe nichts, nicht einen kleinen Strohhalm, an den ich mich klammern kann.

Ich weiß nichts über dich. Ich weiß nicht, wie du bist, wo du dich aufhältst, ob du überhaupt noch irgendwo da draußen bist. Du bist das Unbekannte, das große Fragezeichen neben dem schmerzhaften Aufrufezeichen. Denn du hast dich bewusst gegen mich entschieden. Du weißt noch weniger über mich als ich über dich und daran was zu ändern, ist dir nie in den Sinn gekommen. 22 Jahre hattest du Zeit deinen Fehler einzusehen und wieder gutzumachen. 22 Jahre in denen nicht das Geringste passiert ist. Du kannst dir nicht mal annähernd vorstellen, was du damit angerichtet hast – welche Lawine du ins Rollen gebracht hast.

So oft hab ich darüber nachgedacht, wie es wohl wäre dich zu treffen. Was würde ich dir sagen? Könnte ich überhaupt etwas sagen, wenn du vor mir stündest und mir in die Augen sehen würdest? Aber ich bezweifle, dass DU das überhaupt könntest. Du hast mich im Stich gelassen. Ich wurde geboren und das erste und einzige, das du mir gegeben hast, war deine Abewesenheit. Du hast den Verlust zum roten Faden in meinem Leben gemacht.


Ich kann mir nur vorstellen, was dich zu deiner Entscheidung bewogen hat. Wissen kann ich es nicht. Genauso wie du nicht wissen kannst, dass ich dir ein gutes Kind gewesen wäre, dass ich zu dir aufgesehen hätte, dich immer mit an erste Stelle gesetzt hätte. Niemals werd ich es verstehen können. Aber immerhin hast du mich eins gelehrt. Du hast mir gezeigt, wie ich es niemals machen werde und wie wichtig Familie ist. Vielen Dank, dass du so ein hervorragendes Negativbeispiel bist.

Ob du manchmal an mich denkst und dich fragst, was aus mir geworden ist? Ich würde gern ein Ja auf diese Frage hören, aber das ist mein rudimentäres naives kindliches Wunschdenken. Ich weiß mit Sicherheit, dass ich immer an dich denken werde und mich immer nach dem „was wäre gewesen, wenn...“ fragen werde. Du bist und bleibst nun einmal mein Vater, ob du willst oder nicht. Aber Hätte-Wäre-Könnte-Land ist abgebrannt. Ich werde nicht mehr auf etwas hoffen, dass nicht eintreten wird. Du hast eine so große Lücke hinterlassen, dass selbst du sie nicht mehr füllen könntest.  

Es ist Zeit die Vergangenheit hinter sich zu lassen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen