Montag, 11. Juni 2012

So viel dazu...

Den Sinn erhält das Leben einzig durch die Liebe. Das heißt: Je mehr wir zu lieben und uns hinzugeben fähig sind, desto sinnvoller wird unser Leben. 
 Hermann Hesse

Ich glaube, was Hermann nicht bedacht hat – oder wahrscheinlich gab es das zu seiner Zeit noch nicht so extrem – ist, dass man irgendwie vorbelastet ist. Gibt es jemanden, dem noch nie das Herz gebrochen wurde? Jemanden, der sich nicht schon mal völlig verarscht gefühlt hat und sich in einem Anflug von Selbstschutz geschworen hat sich nie mehr verletzbar zu machen?

Das klingt jetzt wahrscheinlich total negativ, auch wenn es wirklich nicht so gemeint ist. Aber ich glaube, ich gehöre zu den Menschen die allein besser dran sind. Während meine besten Freundinnen fast immer in ernsthaften Beziehungen steckten, habe ich mich meist eher schlecht als recht von Desaster zu Desaster gehangelt. Ich würde mich nicht einmal als inkompatibel bezeichnen, es ist wohl nur einfach nicht mein Ding.

Eine gute Beziehung zu führen, ist sicher nicht die einfachste Sache auf der Welt. Man muss sich in gewisser Weise einschränken, gibt Teile seines Lebens auf um Platz für neue gemeinsame Momente zu schaffen. Wenn einem das schon schwer fällt, dann ist es wohl nicht das Richtige. Es ist eine Gratwanderung Nähe zuzulassen und gleichzeitig ein Maximum an persönlichen Freiräumen zu behalten. Wie stellt man das an? Gibt es dafür einen Leitfaden oder macht man das ganz intuitiv?

Ein Glückskeks gab mir vor kurzem jenen passenden Rat „Das Herz ist weiser als der Intellekt“. Da das Herz bisher aber nur Mist gebaut hat, wurde es auf die Ersatzbank verwiesen und der Kopf ist jetzt Chef. Allerdings ist der so anspruchsvoll, wählerisch und perfektionistisch, dass er alles beendet, bevor es überhaupt richtig anfängt und dabei nicht mal länger als 3 Sekunden Augenkontakt halten kann – ob aus Scham oder Misstrauen kann ich nicht mal sagen.

Aber ist mein Leben deswegen weniger sinnvoll nur weil ein vor 50 Jahren verstorbener Schriftsteller das behauptet? Auf keinen Fall! Ich habe trotz allem eine Menge zu geben. Nur gibt’s das eben nicht wie Grabbelware bei KIK. Lieber bin ich nur ein „Ich“ als dass ich mich nur über ein „Wir“ definieren kann. Trotzdem hoffe ich weiter auf den mystisch-magischen Tag nicht näher definierten Datums, an dem ich jemandem begegne, der meinen Kopf überlistet und der Herausforderung gewachsen ist mit mir zusammen auf dem Drahtseil zwischen Zuneigung und Freiheit zu tanzen. Denn ganz Unrecht hat Hermann dann ja doch nicht.